Liebe Leser unserer Homepage,

am 21. Oktober durfte ich mein 30-jähriges Weihejubiläum zum Ständigen Diakon feiern. Mehrfach wurde ich gebeten, meine Dankansprache des Jubiläumsgottesdienstes zu veröffentlichen.

Liebe Zuhörer,Herr Ebert

30 Jahre, das ist für viele Menschen einhalbes Leben. Das bedeutet für mich grob gerechnet, fast mein halbes Leben bin ich jetzt ein Diakon. Diakon hier in Damm. Zunächst nur in St. Michael. Doch seit 10 Jahren auch in St. Konrad und St. Josef. Und ich muss sagen, es macht mir immer noch Freude.

Warum und weshalb, das möchte ich nun mit einer kleinen Geschichtsstunde erläutern. Keine Angst, es wird eine kurze Stunde sein.

Aufgewachsen bin ich in einer spannenden Zeit der Weltkirche – nämlich in der Zeit des 2. Vatikanischen Konzils (1962 bis 65). Papst Johannes XXIII. rief damals 1962 dazu auf, die Fenster der Kirche zu öffnen, um frischen Wind hereinzulassen. Dieses Bild sollte verdeutlichen: Die Kirche darf sich nicht abgrenzen von der Welt.
Ihr Auftrag ist es, sich den Menschen zuöffnen, ihnen zuzuhören, ihre Fragen aufzugreifen und zu verstehen, woran sie leiden und worüber sie sich freuen.
Das gefiel mir als Jugendlicher und ich wollte mich einbringen in diesen Prozess, wenn auch nur in unserem kleinen Dorf, dem ich aufgewachsen bin.
Später dann, als ich Familie gegründet hatte und schon längere Zeit in Aschaffenburg lebte, kam ich durch meinen - vor kurzem verstorbenen Mitbruder Bernhard Kullmann - mit dem Amt des Ständigen Diakons in Berührung.
Und immer deutlicher verspürte ich in mir den Wunsch - auch getrieben von meiner persönlichen Lebensgeschichte - dieses Amt selbst anzustreben. Am 21. Oktober 1990 – also nur wenige Tage nach der Wiedervereinigung unseres Landes - wurde ich schließlich durch Bischof Paul Werner Scheele zum Ständigen Diakon geweiht. Ich erinnere mich noch daran, was man sich damals von der Wiedervereinigung erhofft hatte. Nämlich, dass diese Wiedervereinigung ein Schub für das Glaubensleben in unserem Land sein würde, voneiner Neuevangelisierung insbesonderedes Ostens war die Rede.
Doch, wie wir wissen, wurde daraus nichts. Gerade das Gegenteil - so kann man im Nachhinein sagen - geschah. Die Kirchenbänke wurden immer leerer. Immer weniger Leute wollten mit der Kirche etwas zu tun haben. Klar spielten dabei die Skandale der Kirche eine tragende Rolle. Noch beflügelt wurde der stille Auszug aus der Kirche durch die Corona-Pandemie, die uns seitdem Frühjahr beschäftigt. Unsere Kirchen wurden geschlossen. Das kirchliche Leben auf null heruntergefahren.
Gott bewahre uns, dass dies noch einmalgeschehen wird.

Nun liebe Zuhörer, vielleicht fragen Sie sich jetzt, warum erzählt er uns das? Ich denke, dies alles gehört zu meinem Diakonsein substanziell dazu. Es prägtmein Tun und Handeln. Ob bei Gesprächen mit Taufeltern, Traupaaren oder Hinterbliebenen von gerade Verstorbenen, oder auch bei unseren regelmäßig stattfindenden Bibelgesprächen. Gerne erzähle ich dann, was mir wichtig am Glauben ist, und warum ich gerade auch in diesen bewegten Zeiten gerne Diakon bin.

Noch etwas zum Ende unseres kleinen Exkurses. Im Oktober war ich zusammen mit meinem Weihejahrgang unterwegs im nördlichen Harz, der zu Sachsen-Anhalt gehört. Dort besichtigten wir auch viele Romanische Kirchen, die teilweise mehr als 1000 Jahre alt sind. Auffallend war, all diese Kirchen sind erst kürzlich renoviert worden, oder befinden sich gerade in einem aufwendigen Renovierungsprozess.

Liebe Zuhörer, vielleicht gelingt es uns in unserem Glaubensleben auch so eine aufwendige Renovierung durchzumachen. Nachdem der Glaube in uns allen im neuen Glanz erstrahlen kann.
Bei diesem Prozess – wenn auch nur als winzig kleines Rädchen - noch längere Zeit mitarbeiten zu können, das ist mein Wunsch für meine Zukunft als Diakon in unserer Pfarreiengemeinschaft.